1971 Chevy Nova

Ein Auto muss schwarz sein!

Hohe Hacken, dicke Schlappen. High Heels statt niedrige Ladekante. Eine Frau, die nicht mal zum Brötchenholen Turnschuhe trägt, fährt keinen ratenfinanzierten Plastikeimer aus Fernost…

Nachdem Jennifer Zensen ihren C-Rekord Caravan mit 60 Sachen im Heck eines T2 Westfalia parkte, musste was Härteres her. Der 2.4er Einspritzer zog sowieso keine Pelle mehr von der Felge. Über einen schmierigen Auto-Vermittler in Kalifornien orderte Jennifer, Tarantino-Fan, blind einen 71er Chevrolet Nova aus Venice Beach. Bei der Abholung in Rotterdam entpuppte sich der kompakte Chevy zwar als rost- und unfallfrei, dafür aber alles andere als fahrbereit.
Der Verteilerfinger sah aus wie ein Stück Grillkohle und die Innereien vom Zündschloss hatte ein grobschlächtiger Mexikaner bei der Verladung in Long Beach atomisiert.
Großserie sei Dank lagen Finger und Schloss beim lokalen Teile-Dealer auf Lager und der blaumetallic-farbene Compact-Chevy blubberte kurz darauf das erste Mal mit Kurzzeitkennzeichen durch das Ruhrgebiet. Weil die billigen China-Centerlines weder der stilbewussten Architektin noch dem pflichtbewussten TÜV-Ingenieur gefielen und der 5.7er aus Detroit genausowenig Vortrieb wie der 2.4er aus Rüsselsheim lieferte, rollte der Neukauf nach Ablauf der 5-Tages-Frist direkt in den OP. Die Proll-Felgen wurden gegen Steelies mit Dog Dishes ersetzt und der erschöpfte Small Block aus der Engine Bay evakuiert. Den Arbeitsplatz des müden Small Blocks übernahm ein Pendant mit deutlich mehr Kompression, Aluzylinderköpfen, Hooker Headers und Edelbrock-Geraffel. Und wenn man sowieso gerade dabei ist, seinen Neukauf komplett zu zerpflücken, ließ die schöne Essenerin den Zweitürer gleich komplett schwarz duschen und pappte SS-Streifen auf Motorhaube und Kofferdeckel.
Die Umstellung von Opel auf Chevy im Alltagsbetrieb war für Jenny kein Problem.
Vielmehr musste sich der V8-Sonnyboy aus Venice an das rauhe Klima im Ruhrpott gewöhnen. Geparkt wird der Daily Driver Tag und Nacht unterm Küchenfenster. Denn für eine deutsche DIN-Garage ist ihr das Muscle Car viel zu schade.

Text: Norman Gocke / Fotos: Norman Gocke

Aus der Rubrik „Menschen & Maschinen / Motoraver Magazin Nr. 31
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