Fu Manchu

Fu Manchu – Das Backseat Interview

Diese Band ist Kalifornien. Denn wie keine zweite steht Fu Manchu für das, was das Leben an der amerikanischen Westküste ausmacht: Spaß. Kein Wunder, dass das Leben am Strand im Laufe der langjährigen Bandgeschichte zu einem ihrer Leitthemen geworden ist. Dazu kamen früher neben Skateboardfahren noch Science Fiction Trash und vor allem Autos. Denn nichts passt besser zu dem fetten FU MANCHU Groove wie ein mächtiges Muscle Car…

Auf dem erschienenen zehnten Album „We must obey“ ist das nun alles etwas anders. Doch trotz der neu eingeschlagenen Pfade kann die Band sich vom Anreiz Automobil nicht ganz lösen, wie Sänger und Gitarrist Scott Hill uns kurz vor der Show im Hamburger Grünspan bei einem entspannten Gartenstuhlplausch berichtet.

MR: Das neue Album ist irgendwie ernster ausgefallen als alles, was ihr bisher aufgenommen habt. Warum?

Wir wollten nach den vielen Alben, die sich thematisch vor allem um Autos, Motorräder oder Science Fiction drehten, einfach mal was anderes ausprobieren. Alltägliche Sachen, die uns in der letzten Zeit genervt haben, wie zum Beispiel Ärger mit Labels, gehen nicht spurlos an uns vorbei. Dazu kommen dann noch die Typen, die alle Jahre wieder dasselbe Album von uns erwarten. All denen wollten wir einfach mal den Mittelfinger zeigen, weshalb Texte und Musik etwas aggressiver als sonst geworden sind. Die Message ist simpel: Mach dein Ding und lass es dir von niemandem vermiesen.

MR: Ihr seid große Autofans. War das einer der Gründe, warum ihr euch für ein extra Pinstriping Cover für die CD entschieden habt?

Ja, absolut. Wir stehen alle auf Autos, nicht jeder auf ältere Kisten, so wie ich, aber den Spleen haben wir alle. Und trotz des sarkastischen Konzepts von „We must obey“, ganz ohne automobile Ausrichtung ging es eben nicht, weshalb das Label in Europa dieses zusätzliche Pinstriping-Slip-Case vorschlug, was ein schönes Gimmick zu der CD an sich ist.

MR: Welche Karre fährst du zurzeit?

Ich habe immer noch den 68er El Camino, der auch auf dem Cover von „California Crossing“ zu sehen ist. Ich wollte mir schon lange ein 69er Modell zulegen, da der einen noch schöneren Body hat. Da ich mir aber vor einiger Zeit ein Haus am Strand gekauft habe, bleibt das vorerst das einzige Muscle Car, das ich besitze. Wo wir gerade von schönen Bodys reden. Die Blondine im Bikini auf dem Cover der Platte ist übrigens meine Frau Niki, wir sind seit, äh, ich glaube, drei Jahren verheiratet. Wie peinlich, hoffentlich hat sie das jetzt nicht gehört!

MR: Welches deutsche Fabrikat würdest du dir zulegen, wenn du die Wahl hättest?

Letztens hat uns so ein Freak in seinem nagelneuen BMW-SUV vom Hotel zu einem Club gefahren. Das war schon ein stylisches Teil, ansonsten würde ich mich wohl für einen alten Volkswagen Bulli entscheiden, die haben diese schönen weiblichen Formen, wie wir sie alle nicht nur bei Autos mögen!

MR: Auf „We must obey“ covert ihr zudem einen Song der CARS. Genau genommen eine weitere Car-Connection, oder?

Richtig, am Anfang waren sogar drei Coversongs im Gespräch, neben „Moving in stereo“ der CARS nahmen wie auch „DOA“ von VAN HALEN und „Who are you?“ von der 80er Hardcore Band VOID auf. Wir haben uns dann auf den CARS Song geeinigt, weil der unserer Meinung nach einen hohen Wiedererkennungswert hat. Die anderen Songs haben es aber auch verdient, veröffentlicht zu werden. Das VOID Lied ist mein absoluter Lieblingssong der Aufnahmesession, und es wäre schade, wenn er lediglich für die B-Seite einer Singleauskopplung verbraten würde.

MR: Neben deiner Vorliebe für Autos stehst du auf amerikanische Punkbands der ersten Stunde wie NEGATIVE APPROACH oder CIRCLE JERKS. Wie kam es dazu?

In meiner Schule machte damals ein Live-Tape von einem BLACK FLAG Konzert die Runde. Ich war sofort so begeistert, dass ich mir das unbedingt mal selber ansehen wollte. Das erste Konzert, das ich daraufhin besuchte, war im Dezember 1980 eine Show von CIRCLE JERKS und MINUTEMEN in Kalifornien. Ich musste mich mit einem Freund durch die Hintertür schleichen, da wir damals noch sehr jung waren. Bis dahin kannten wir nur Rock von Bands wie DEEP PURPLE, IRON MAIDEN oder Ted Nugent, aber der Sound und vor allem die Energie, die bei diesem Liveerlebnis freigesetzt wurde, haute uns einfach um. Als wir wieder zu Hause waren, schmissen wir ungelogen sogleich die komplette Plattensammlung meines Kumpels aus dem Fenster! NEGATIVE APPROACH löste sich während einer Tour 1984, kurz bevor die Band nach Kalifornien kommen sollte, leider auf. Ich war als Fan damals so enttäuscht, dass ich mir schwor, falls ich mal eine Band haben sollte, niemals ein bereits angekündigtes Konzert abzusagen. Ein Vorsatz, dem ich bis heute treu geblieben bin.

MR: Dann warst du sicher stolz, als du mit Keith Morris, ehemals Sänger bei BLACK FLAG, einen Song eingespielt hast.

Das war wie ein Traum, der in Erfüllung ging. Vor allem, wenn man bedenkt, wie das Ganze zustande kam. Ich traf Keith auf einer Party und erzählte ihm, dass ich absoluter Fan wäre. Er freute sich und meinte, ich solle ihn anrufen, sobald wir mit FU MANCHU im Studio wären, seine Nummer stünde im Telefonbuch von L.A. Und tatsächlich fanden wir seinen Eintrag im örtlichen Telefonbuch und riefen ihn zu gegebener Zeit einfach an. Keith ist ein ganz normaler Typ, der damals in einem Café arbeitete. Er kam vorbei, sang ein Stück ein, und wir dachten alle nur: Hey, das ist so abgefahren, da steht Keith Morris und singt unseren Song „Bultaco“, der von den gleichnamigen Motorrädern aus den 80ern handelt! Meine Lieblingsplatte von BLACK FLAG bleibt aber „Damaged“, auf der Henry Rollins am Mikro steht.

MR: Wie geht’s jetzt weiter mit FU MACHU?

Wir kommen gerade aus Spanien und sind erst einmal froh, endlich hier in Deutschland angekommen zu sein. Morgen ist nach zwei Wochen Europa erst einmal Waschtag. Tagsüber haben wir dann frei, wir können also heute Abend die Stadt unsicher machen. Ich darf mich aber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, da meine Frau Niki mich auf dieser Tour begleitet. Die Jungs müssen demnach ohne mich die Sau raus lassen.

MR: Trotzdem, viel Spaß auf dem Kiez!

Fu Manchu: we must obey

Interview: Bodo Unbroken
Fotos: Klaus Merz / Alexxx Lier

Aus Motoraver Nr. 22

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